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Emotional Design – Wie Don Norman unsere Beziehung zu Produkten neu definiert

  • Autorenbild: Tammy
    Tammy
  • 10. Nov. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

In der Welt des Designs gibt es einen Namen, der die Art und Weise, wie wir über Produkte denken und fühlen, revolutioniert hat: Don Norman. Seine Theorien über „Emotional Design“ haben das Feld der Produktgestaltung nachhaltig geprägt und zeigen, wie Design nicht nur funktional und ästhetisch, sondern auch emotional berühren kann. Doch was genau ist Emotional Design, und warum sind Gefühle in der Gestaltung so wichtig?


Wer ist Don Norman?

Don Norman ist ein Pionier in der Welt des Designs und der Psychologie. Als Experte für nutzerzentriertes Design (User-Centered Design) und Kognitionswissenschaftler hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die menschlichen Bedürfnisse und Emotionen bei der Gestaltung von Produkten in den Vordergrund gerückt wurden. Bekannt ist Norman vor allem durch sein Buch Emotional Design: Why We Love (or Hate) Everyday Things, in dem er erklärt, wie die emotionalen Aspekte von Produkten unser Verhalten, unsere Wahrnehmung und unsere Erinnerungen beeinflussen.


Was ist Emotional Design?

Emotional Design geht über die reine Funktionalität und Ästhetik eines Produkts hinaus. Während klassisches Design darauf abzielt, Probleme zu lösen und Dinge benutzerfreundlich zu gestalten, setzt Emotional Design auf die Gefühle, die ein Produkt auslöst. Norman argumentiert, dass ein gut designtes Produkt nicht nur nützlich oder hübsch sein sollte, sondern dass es Freude, Stolz, Nostalgie oder auch andere Emotionen hervorrufen kann – und sollte.

In seinem Buch unterscheidet Norman drei verschiedene Ebenen der emotionalen Reaktion, die wir im Kontakt mit Produkten erfahren:

  1. Visceral Level (Viszerale Ebene) – Diese Ebene umfasst die unmittelbaren, instinktiven Reaktionen auf ein Produkt, die vor allem visuell gesteuert sind. Ein Produkt sollte auf den ersten Blick ansprechend wirken. Formen, Farben und Materialien lösen eine intuitive, oft unbewusste Reaktion in uns aus.

  2. Behavioral Level (Verhaltensbezogene Ebene) – Auf dieser Ebene geht es um die Freude an der Benutzung eines Produkts. Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit sind hier entscheidend. Wenn ein Produkt leicht und intuitiv zu bedienen ist, löst es positive Gefühle und Zufriedenheit aus.

  3. Reflective Level (Reflektive Ebene) – Die höchste Ebene des Emotional Design betrifft die Reflexion und das Nachdenken über das Produkt. Hier spielen Werte, Erinnerungen und Identität eine Rolle. Produkte, die einen persönlichen oder kulturellen Wert haben, werden auf dieser Ebene zu etwas Bedeutendem.


Warum ist Emotional Design wichtig?

Emotionen sind ein zentraler Bestandteil unserer Entscheidungsmuster. Wenn wir etwas kaufen oder nutzen, entscheiden wir uns oft intuitiv, ob wir ein Produkt mögen oder nicht, und diese Entscheidungen sind meist emotional geprägt. Produkte, die positive Emotionen wecken, werden lieber gekauft und langfristig verwendet, was sie im Endeffekt auch erfolgreicher macht.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Beziehung vieler Menschen zu ihren Smartphones. Diese Geräte sind längst nicht mehr nur Kommunikationsmittel – sie sind Erinnerungs- und Kreativwerkzeuge, und für viele sogar ein Teil ihrer Identität. Warum? Weil die Entwickler diese Geräte nicht nur funktional, sondern auch emotional ansprechend gestaltet haben. Ob es das schlanke Design, die einfach zu bedienende Benutzeroberfläche oder die persönlichen Erinnerungen in der Fotogalerie sind – all diese Aspekte tragen dazu bei, dass das Smartphone für viele Menschen einen emotionalen Wert hat.


Wie beeinflusst Emotional Design die Praxis?

Für Designer bedeutet Emotional Design, dass sie über die Funktionalität hinausdenken und ein tiefes Verständnis für die emotionalen Bedürfnisse ihrer Zielgruppe entwickeln müssen. Dies kann durch kleine, aber effektive Details geschehen, wie beispielsweise eine angenehme Haptik, freundliche Farbschemata oder eine Geschichte, die ein Produkt vermittelt.

Normans Ansatz fordert Designer dazu auf, Empathie und psychologisches Wissen in ihre Arbeit zu integrieren. Ein Designprozess, der sich auf das Nutzererlebnis konzentriert, berücksichtigt Emotionen und schafft damit Produkte, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


Fazit: Emotional Design als Schlüssel zu bedeutungsvollen Produkten

Don Normans Konzept des Emotional Design zeigt, dass unsere Beziehung zu Produkten nicht nur von deren Funktion abhängt, sondern auch von den Gefühlen, die sie in uns auslösen. Gerade in einer Welt, in der wir täglich von neuen Produkten und Technologien umgeben sind, wird Emotional Design zu einem entscheidenden Faktor für Unternehmen und Designer. Ein Produkt, das uns emotional anspricht, hat nicht nur einen größeren Wert für uns – es bleibt auch länger in Erinnerung und begleitet uns oft über Jahre hinweg.

Für uns Designer ist Normans Werk eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, die Emotionen und Bedürfnisse der Nutzer zu berücksichtigen. Am Ende sind es nicht nur die technischen Details, sondern das emotionale Erlebnis, das ein Design wirklich unvergesslich macht.

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