Rückblick: Mein zweites Semester im Kommunikationsdesign-Studium
- Tammy
- 11. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

Mein zweites Semester im Kommunikationsdesign-Studium war sehr abwechslungsreich und fordernd – eine spannende Mischung aus kreativen Projekten, strategischen Analysen und theoretischem Wissen. Ursprünglich standen sechs Module auf meinem Stundenplan, allerdings wurden mir Fotografie und 3D Modeling aufgrund meiner vorherigen Ausbildung angerechnet. Dadurch konnte ich mich noch intensiver auf die verbleibenden vier großen Module konzentrieren:
Layout & Typografie – Die Welt der Schriften
In diesem Modul ging es um weit mehr als nur schöne Schriftarten – wir tauchten tief in die Welt der Schriftklassifikationen, Typografen und deren Werke ein. Besonders spannend fand ich die Auseinandersetzung mit historischen Entwicklungen von Schriftarten, denn oft steckt hinter einer Schrift viel mehr, als man auf den ersten Blick vermutet.
Jeder im Kurs musste ein Referat über einen Typografen oder eine Schriftart halten. Meine Projektarbeit bestand aus zwei Teilen:
Typo-Plakat:Ich gestaltete ein Plakat mit einem starken typografischen Fokus in Adobe InDesign. Hierbei lag der Schwerpunkt nicht nur auf Ästhetik, sondern auch auf Lesbarkeit, Komposition und der bewussten Wahl einer Schriftart mit einer passenden visuellen Wirkung.
12-seitige Dokumentation:Parallel dazu musste ich eine umfassende Dokumentation erstellen, in der ich meinen gesamten Gestaltungsprozess, die Konzeptentwicklung und die angewandten Prinzipien erklärte. Das erforderte eine klare Strukturierung meiner Designentscheidungen und eine analytische Herangehensweise.
Strategic Design – Unternehmensstrategien durch Design neu denken
Dieses Modul war eines der intensivsten und gleichzeitig spannendsten des Semesters. Es ging darum, eine bestehende große GmbH strategisch neu zu positionieren – unter Berücksichtigung moderner Methoden des strategischen Designs.
Wir arbeiteten mit verschiedenen Analysemethoden und Modellen, die alle aufeinander aufbauten, darunter:
Artefakt-Analyse: Untersuchung bestehender Produkte und deren Wirkung
Ecosystem-Analyse: Betrachtung des Unternehmens im gesamten Marktumfeld
Personas-Erstellung: Entwicklung von idealtypischen Nutzern auf Basis von Daten
User Journey Mapping: Analyse des gesamten Nutzererlebnisses
Entwicklung eines Workshop-Konzepts zur Umsetzung der neuen Strategie
Ich entschied mich für IKEA und entwickelte eine neue nachhaltige Geschäftsstrategie mit dem Fokus auf Kreislaufwirtschaft. Mein Konzept sah ein Miet- und Leasing-Modell für Möbel vor, das es Kunden ermöglicht, Möbelstücke flexibel zu nutzen und zurückzugeben. Zusätzlich entwickelte ich eine digitale Plattform, über die dieser Service angeboten und verwaltet werden kann.
Besonders herausfordernd war es, alle Designentscheidungen strategisch zu begründen und sicherzustellen, dass das Konzept wirtschaftlich sinnvoll, nutzerfreundlich und umsetzbar ist. Dennoch hat mir die Arbeit an diesem Projekt extrem viel Spaß gemacht, weil es weit über reines Grafikdesign hinausging und Design als Problemlösungsansatz in den Mittelpunkt stellte.
Language Proficiency & Cultural Sensitivity – Wissenschaftliche Präsentation in Englisch
Dieses Modul hatte einen starken linguistischen und interkulturellen Schwerpunkt. Die zentrale Aufgabe bestand darin, eine englischsprachige wissenschaftliche Präsentation zu einem selbst gewählten Thema zu erstellen.
Ich entschied mich für das Thema:"Color Perception Across Cultures: How do cultural interpretations of colors and their meanings differ in graphic design?"
Dabei untersuchte ich, wie Farben in verschiedenen Kulturen unterschiedlich wahrgenommen werden und welche Rolle dies im Grafikdesign spielt. Besonders interessant war es, zu sehen, wie stark historische, religiöse und gesellschaftliche Kontexte die Farbbedeutung beeinflussen können.
Die Herausforderung lag darin, das Thema wissenschaftlich fundiert zu präsentieren und dabei eine klare Argumentationsstruktur in Englisch zu entwickeln. Es war eine gute Übung für zukünftige Präsentationen und half mir, meine sprachlichen und rhetorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Kunst-, Medien- und Designgeschichte
Dieses Modul war für mich zu Beginn etwas schwieriger, da es sehr theorielastig war. Wir beschäftigten uns mit kunsthistorischen Strömungen, bedeutenden Medienentwicklungen und der Geschichte des Designs.
Ein großer Bestandteil des Kurses war die Bildanalyse nach Erwin Panofsky. Sein Modell unterteilt die Bildbetrachtung in drei Ebenen:
Vorikonografische Beschreibung (Was ist abgebildet?)
Ikonografische Analyse (Welche Symbole und Bedeutungen stecken dahinter?)
Ikonologische Interpretation (Wie ist das Bild in den historischen Kontext einzuordnen?)
Am Ende des Semesters stand eine 90-minütige Klausur, in der wir unser Wissen in verschiedenen Aufgabenformaten unter Beweis stellen mussten – von Faktenwissen über Theorien bis hin zu praktischen Bildanalysen. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten konnte ich mich gut in das Thema einarbeiten und fand am Ende großen Gefallen an den hintergründigen Bedeutungen von Kunstwerken und Designelementen.
Fazit: Ein Semester voller Herausforderungen und neuer Erkenntnisse
Das zweite Semester war eine spannende Mischung aus Praxis und Theorie, die mir viele neue Perspektiven eröffnet hat. Besonders gefallen hat mir die strategische Herangehensweise im Strategic Design und die kreative Herausforderung in Layout & Typografie.
Auch wenn Kunst-, Medien- und Designgeschichte anfangs nicht mein Lieblingsmodul war, hat es mir rückblickend geholfen, Gestaltung bewusster wahrzunehmen und zu analysieren.
Das Highlight war definitiv mein IKEA-Projekt, da ich hier eine echte unternehmerische Fragestellung mit Design-Methoden lösen konnte. Dieses Semester hat mir gezeigt, wie vielseitig Kommunikationsdesign sein kann – und ich freue mich darauf, dieses Wissen im nächsten Semester weiter zu vertiefen!